Einatmen (Aspiration)

Fremdkörper, die häufig eingeatmet werdenDie Aspiration von Nahrung ist in den ersten Lebenswochen bei Frühgeborenen und kranken Säuglingen, vor allem bei Erbrechen in Rückenlage, ein häufiges Ereignis. Auch Unachtsamkeit beim Füttern und zu rasches Einspritzen beim Sondieren kann zum Einatmen von Nahrung führen.

Zur Aspiration von in den Mund gesteckten Gegenständen wie zum Beispiel Erdnußkernen, Mandelsplittern, Samen, kleinen Spielsachen etc. kommt es vorwiegend im 2. und 3. Lebensjahr. Anamnestisch typisch ist ein plötzlicher Hustanfall mit Atemnot, Zyanose und ev. Atemgeräuschen wie rasseln, pfeifen und Stridor. Besonders gefährlich ist die Aspiration von Öl oder Benzinderivaten, die stets zu einer schweren Pneumonie führt. Sehr folgeschwere sind auch Puderaspirationen v.a. bei Kleinkindern die am Rücken liegend mit der Puderdose spielen. Das Puder gelangt durch die geringe Teilchengröße in die tiefen Atemwege, führt zu starkem Hustenreiz, Zyanose und schwerster Atemnot mit Erstickungsgefahr. Die rasch endotracheale Intubation und Beatmung mit 100% Sauerstoff, sowie die Bronchuslavage mit mit 0,9 % Kochsalzlösung und eine hochdosierte Cortisongabe sind dann lebensrettend. Die Symptome einer Aspiration können jedoch so kurz oder untypisch sein (stille Aspirationen), daß sie der Beobachtung entgehen. Größere Gegenstände, die bereits im Hypopharynx oder in der Glottis stecken bleiben, verursachen dort sofort stridoröse Atmung, Husten und Würgen. Passieren kleiner Fremdkörper die Stimmritze führen sie anfangs meist zum unvollständigen Verschluss eines Haupt oder Nebenbronchus. Auf Grund der anatomischen Gegebenheiten ist hauptsächlich der rechte Hauptbronchus , gefolgt vom linken Hauptbronchus und rechten Unterlappenbronchus Sitz des obstruierenden Fremdkörpers. Liegt der Fremdkörper einmal in den basalen Segmenten so ruft er wegen der geringen Empfindlichkeit der Bronchialschleimhaut in diesem Bereich keinen Hustreiz mehr hervor. Man spricht dann vom sog. symptomlosen Intervall. Nach unterschiedlich langer Latenzzeit entwickelt sich durch entzündliche Schwellung des Fremdkörperbettes zunehmend eine Ventilstenose mit Blähung der zugeordneten Lungenabschnitte. Das Atemgeräusch über dem betroffenen Areal ist abgeschwächt, der Klopfschall hypersonor. Ist der Bronchialverschluß durch Quellen von organischen Fremdkörpern oder weitere Schleimhautschwellung vollständig , so kommt es zur Atelektase des betroffenen Lungenabschnittes. Wird die Aspiration in diesem Stadium nicht erkannt, entwickeln sich rezidivierende ev.sog.abszedierende Bronchopneumonien, die zu Bronchusstrikturen oder Bronchiektasien führen können. Auch nicht abheilende Bronchitiden mit Hustenattacken sind ebenfalls immer auf eine Fremdkörperaspiration verdächtig.

Zur Diagnosesicherung wird bei uns im Haus immer ein Lungenröntgen angefertigt. Da die meisten aspirierten Fremdkörper nicht schattengebend sind, kann die Diagnose häufig nur auf Grund von indirekten Zeichen wie Überblähung des betroffenen Lungenabschnittes mit Zwerchfelltiefstand, Verlagerung des Mediastinums nach der gesunden Seite oder Atelektase gestellt werden. In vielen Fällen bleibt das Röntgen unauffällig.

Bei verzögerter Fremdkörperentfernung sind mit Zunahme der intrabronchialen Liegedauer des Fremdkörpers zunehmend schwere Komplikationen zu erwarten!

Aus diesem Grund wird an unserer Abteilung bei jedem Verdacht auf Fremdkörperaspiration eine unverzügliche diagnostische und therapeutische Bronchoskopie durchgeführt.

Jede akute Fremdkörperaspiration ist als Notfall zu betrachten. Im ersten Lebensjahr ist Aspiration eine der hauptsächlichen Unfälle mit tödlichem Ausgang.

In einer groß angelegten Studie publiziert im JAMA Dec. 1995 wurden 449 kindliche Erstickungsfälle nachuntersucht. Hierbei zeigte sich, dass 29 % der Todesfälle durch Luftballons verursacht wurden. Weiters entsprachen 14% der zum Tode führenden Objekte den Sicherheitsstandards für Kinderspielzeuge. Vielleicht hätte so mancher Todesfall durch eine Änderung der Sicherheitsrichtlinien für einige Produkte verhindert werden können.

In Israel wurde 1982 eine Aufklärungskampagne über Aspirationsgefahren in Radio, Fernsehen und Printmedien durchgeführt. Diese Maßnahmen schlugen sich in einer 35% Reduktion der Aspirationsunfälle nieder, was die enorme Bedeutung von permanenter öffentlicher Aufklärung und Ausbildung unterstreicht.

Zielgruppe für Verhütungsmaßnahmen sind die Eltern, Kindergärtner und Erzieher. Wichtig ist dabei das Augenmerk auf altersentsprechende Nahrung, das Risiko des Spieles mit Münzen und kleinen Dingen zu richten. Weiters wären gesetzliche Bestimmungen wünschenswert, die auf Verpackungen von Nüssen, nusshaltigen Lebensmitteln und Samenpackungen Gefahrenhinweise für Kinder unter 5 Jahren vorsehen.. Die gesetzlichen Bestimmungen für kleine Spielzeugteile sollten ebenfalls bis zum 5 Lebensjahr erweitert werden. Ebenso haben sicherlich Veränderungen im Produktdesign einen wichtigen Stellenwert in der Unfallprävention.

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