Problematik von Verbrennungen - neue Gefahrenquellen / Studie über textile Verbrennungen

Verbrennungen

In Österreich sterben immer noch 50 Menschen jährlich an den Folgen einer Verbrennung. Die Verletzung ereignet sich zumeist in Privatwohnungen. Rund 1/3 der jährlich 1700 stationär behandelten Verbrennungen betrifft Kinder unter 5 Jahren (Unfallstatistik 97).
Die an unserer Abteilung behandelten Kinder weisen ein altersabhängiges typisches Unfallmuster auf. Über 70 % unserer Patienten erleiden eine Verbrühung und sind jünger als 4 Jahre. Mit zunehmendem Alter sehen wir Kontaktverbrennungen, Stromunfälle und die meist im jugendlichen Alter auftretenden Flammenverletzungen. Verbrennungen in brennbaren Textilien sind insgesamt selten, ohne spezifischen Altersgipfel, jedoch meist folgenschwer.
Die Erstversorgung nach dem Unfall ist mitentscheidend über das Ausmaß der oft bleibenden Schädigung oder sogar über Leben und Tod. Thermische Verletzungen „brennen nach“, das ist ein Fort- und Tieferschreiten der Gewebsschädigung nach Hitzeeinwirkung. Dieses Nachbrennen kann durch die rasche Kühlung des betroffenen Areals mit Wasser vermindert werden. Die optimale Wassertemperatur dafür liegt zwischen 15 und 30 Grad Celsius mit einer Einwirkdauer von mindestens 15 Minuten. Auch noch 30 Minuten nach dem Unfall ist diese Maßnahme durchaus sinnvoll. Bei der Kühlung von großflächigen Verbrennungen, insbesondere bei kleinen Kindern, kann es leicht zur Unterkühlung kommen. Da sich auch eine Unterkühlung negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt, ist sie strikt zu vermeiden.

Thermische Verletzungen, v.a. bei Kindern unter 10 Jahren, sind gar nicht so selten durch Kindesmißhandlung verursacht. Ein anamnestisch unklarer oder widersprüchlicher Unfallhergang, ein atypisches Verletzungsmuster wie z.B. Eintauchverletzungen, Verbrennungslokalisationen wie Handrücken, Fußsohlen, Kopf und Hals sowie Kontaktverbrennungen mit einheitlicher Verbrennungstiefe, alte Narben, psychisch auffälliges Verhalten oder vernachlässigt wirkende Kinder sollten immer den Verdacht auf eine Mißhandlung lenken und zu entsprechender weiterer Abklärung der Situation zum Schutz des Kindes führen.
Es genügen schon 30 Sekunden Temperatureinwirkung von 54,4 Grad Celsius um die menschliche Haut drittgradig zu schädigen. Dieselbe Schädigung tritt bei 65,6 Grad Celsius bereits nach 2 Sekunden auf. Das erklärt, warum der Inhalt einer Kaffeetasse 30% der Körperoberfläche eines Kleinkindes verbrühen kann.
Aus diesem Grund stellen Sie Gefäße mit heißen Flüssigkeiten außerhalb der häufig unterschätzten Reichweite Ihrer Kinder auf einer rutschfesten Unterlage ab und lassen Sie sie niemals unbeaufsichtigt stehen. Sichern Sie den Herd mit Schutzgittern und drehen Sie die Griffe der Kochgefäße zur Wand. Benutzen Sie vor allem die hinteren Kochplatten. Während dem Kochen lassen Sie Ihre Kinder nicht alleine in der Küche.
Verwenden Sie Topfanfasser zum Transport heißer Töpfe. Tragen Sie niemals heiße Sachen, wenn Kinder unter Ihren Füßen spielen. Trinken Sie niemals heiße Getränke, wenn ein Kind auf Ihrem Schoß sitzt. Vermeiden Sie herabhängende Tischtücher. Inhalieren aus offenen Töpfen mit heißem Wasser unter einem Handtuch ist gefährlich und bedarf der besonderen Beaufsichtigung. Reduzieren Sie die Temperatur Ihres Warmwasserspeichers. Kontrollieren Sie die Badewassertemperatur. Füllen Sie in Wärmeflaschen keine Flüssigkeit über 50 Grad Celsius. Kontrollieren Sie die Temperatur der in der Mikrowelle gewärmten Nahrung vor dem Füttern. Die Fläschchen fühlen sich bei kochendheißem Inhalt von außen oft nur lauwarm an.

Brennbare Textilien

Jährlich erleiden in Österreich zahlreiche Menschen verunstaltende oder sogar tödliche Verletzungen infolge zumeist vermeidbarer Brandunfälle in entflammbaren Textilien. In einigen Ländern wurden aus diesen Gründen Vorschriften über die Brandsicherheit von Textilien erlassen. In Österreich existieren bis dato keine gesetzlichen Bestimmungen.

Nahezu alle am Markt befindlichen Textilien sind brennbar. Insbesondere Baumwolle und Viscose fangen leicht Feuer und brennen rasch ab. Synthetische Textilien schmelzen beim Abbrennen von der Zündflamme weg, was das Entzündungsrisiko etwas vermindert, jedoch im Brandfall durch die höhere Brenntemperatur und das Einbrennen in die Haut zu oft noch unangenehmeren Verletzungen führen kann. Polyester und Nylon sind generell schlecht entflammbar- Acryl hingegen weist ein sehr unterschiedliches Brandverhalten auf. Besonders brennfreudig zeigen sich Mischgewebe aus Baumwolle mit Kunstfasern. Lediglich die reine Wolle ist sehr schlecht entflammbar und brennt sehr langsam. Manche Kleidungsstücke sind mit dem Gütesiegel schwer entflammbar versehen. Das heißt aber auf keinen Fall, dass das entsprechende Kleidungsstück feuerfest ist. Textilien können durch chemische Sonderbehandlung schwer entflammbar gemacht werden. Der Pferdefuß daran ist allerdings, dass diese chemischen Substanzen nicht immer harmlos sind. So wurde z.B. in den USA, wo gesetzliche Bestimmungen über die Brandsicherheit von Kindernachthemden bestehen, viele Textilien mit der Chemikalie Trisdibromoprophyl behandelt. Heute ist dieses Flammschutzmittel wegen krebserregender Wirkung verboten. Generell kann man sagen, daß locker gesponnene oder leichte Textilien besser brennen als dichte und schwere Gewebe. Insbesondere Plüsch und Flauschoberflächen , wie auch manche Fleece fangen sehr leicht Feuer und brennen durch die gute Oberflächenausbreitung als ganzes ab (Flush).

Einen weiteren entscheidenden Einfluss auf das Brandverhalten von Kleidungsstücken hat das Design. Locker sitzende Bekleidung wie Nachthemden, Schlafröcke, Cocktailkleider etc. brennen durch die gute Kaminwirkung und Sauerstoffzufuhr wesentlich besser und rascher ab, als eng anliegende Kleidungsstücke mit Bündchen. Auch das Entzünden an offenen Flammen durch Hineinhängen ereignet sich wesentlich seltener. Die häufigsten Zündquellen für Textilbrände sind Streichhölzer, Kerzen (Adventkranz, Christbaum, Laternenfest, Wunderkerzen), Zigaretten, Gasflammen, Kocher, Holzkohlengriller (Verpuffen von Benzin oder Spiritus), offene Kamine, überhitztes Öl und Heizgeräte.

Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von folgenschweren Brandunfällen ist die Vorsicht beim Umgang mit Feuer:

  • Lassen Sie Ihr Kind nie alleine mit offenem Feuer
  • Verwahren Sie Streichhölzer und Feuerzeuge für Ihr Kind unerreichbar
  • Verwenden Sie elektrische Christbaumbeleuchtung anstelle von echten Kerzen
  • Halten Sie Ihr Kind in sicherem Abstand von Wunderkerzen und Feuerwerkskörpern. Funken können die Kleidung in Brand setzen.
  • Lösliche Klebstoffe und Sprays (z.B. Mückensprays) sollten nicht in der Nähe von offenem Feuer (Zigaretten) verwendet werden.
  • Gießen Sie niemals Spiritus, Benzin oder andere leicht entflammbare Flüssigkeiten auf schlecht brennende Feuer. Die dadurch ausgelöste Verpuffung (eine meterbreite und meterhohe Flammenwand ) kann zu schwersten Verbrennungen führen.
  • Faschingsverkleidungen sollten stets aus schwer entflammbaren Stoffen bestehen.
  • Wählen Sie für Ihr Kind Bekleidung (insbes. ein Nachtgewand), das die Vorteile der schweren Entflammbarkeit und des feuersicheren Designs in sich vereint.
  • Feuerlaufen und andere Mutproben mit offenem Feuer sind gefährlich und daher zu unterlassen.
  • Üben Sie mit Ihrem Kind das Anzünden und Löschen von Streichhölzern, Kerzen, Lagerfeuern etc. Verbote sind nur ein Anreiz zum Zündeln.

Kommt es dennoch zum Kleidungsbrand ersticken Sie die Flammen mit Decken oder durch Wälzen am Boden oder durch Wasser. Herumlaufen verstärkt nur den Kleidungsbrand. Kühlen Sie die verletzten Hautareale unter fließendem Leitungswasser oder mit feuchten Tüchern. Vermeiden Sie dabei die Unterkühlung Ihres Kindes. Verständigen Sie den Notarzt.

Weiterführende Informationen/Studien:

Verbrennungen - Ein Spezialgebiet der Kinderchirurgie und Jugendchirurgie in der Klinik Donaustadt (ehem. Donauspital – SMZOst)

So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen

Verbrennungen - Übersicht

KidsDoc-AdDoc.at
Diese Seite weiterempfehlen:
Bitte beachten Sie: Der Inhalt dieser Seite dient lediglich der Information und ersetzt NICHT DEN ARZTBESUCH!
VIRTUELLE - INTERAKTIVE ORDINATION
Health Service Center / Wiener Privatklinik

Prim. Univ. Prof. Dr. Drhc Alexander Rokitansky
Impressum   |   Datenschutz   |   Cookie-Einstellungen   |   Website by berghWerk New Media